LondonLondon Walks

The Inns of Court

Legal & Illegal London – so lautet der Untertitel zu diesem Walk, den ich im Februar 2004 machte.

Unser Guide Molly trifft uns an der Holborn U-Bahnstation und geht mit uns erstmal um die Ecke an einen ruhigeren Ort. Denn der Kingsway ist eine von hohen Häusern gesäumte mehrspurige Straße – entsprechend laut und stickig ist es da…

lincolns-old-hallVon den Lincoln’s Inn Fields sieht man schon eines der Ziele unseres Walks: Lincoln’s Inn Hall – der Versammlungs- und Speisesaal einer der vier großen Kanzleien rund um der bekanntesten Gerichtshof Englands.

Direkt an diesem Platz (mit dem für englische Verhältnisses erschütternd schlechten Rasen) befindet sich Sir John Soane’s House – ein künstlerisches Kleinod. So viele Gemälde, Bücher, Statuen und sonstiges Sammelsurien aus privatem Besitz rechnet man nicht wirklich. Stilvoll wird jeder einzelne Besucher dieses Privatmuseums an der Tür empfangen, um da sogleich von der Vielfalt an Kunstwerken schier erschlagen zu werden.

Doch Molly hat anderes mit uns vor: wir umrunden den Platz einmal und lassen uns die Geschichte der verschiedenen Häuser und Architekturstile erklären. Doch viel spannender sind die riten-umwobenen Inns of Court. Also geht‘s ans Eingemachte.

innenhofDurch versteckte Gänge und über scheinbar geheime, stille Innenhöfe gelangen wir zu den Gray’s Inn Gardens. Man fühlt sich unweigerlich an die traditionsreichen Colleges von Oxford und Cambrigde erinnert (die ich nur aus dem Fernsehen kenne). Denn nirgends in London werden die Traditionen so hoch gehalten wie in den vier Inns of Court, wo sich angehende Anwälte gemäß strenger protokollarischer Regeln bewegen, kleiden und leben.

Innenhöfe wie dieser – auf halben Weg zwischen Gray’s Inn und und Lincoln’s Inn – sind es, die London für mich so außergewöhnlich machen. Kein Wunder, dass zahllose Filme vor diesen Hintergründen gedreht wurden und werden.

In der Beschreibung dieses Walks steht, “ The Inns of Court – habitat of the wigged and gowned English Barrister” und tatsächlich laufen die Anwälte auf dem Gelände der verschiedenen Inns mit mehr oder weniger kleidsamer grauer Perücke und wehender schwarzer Robe herum.

Hier im Hof des Lincoln’s Inn, sieht man vor der Inn-eigenen Kirche wie ein echter englischer Rasen auszusehen hat. Um es mit Loriot zu sagen: “Ach, ist der Rasen schön grün!”

imm011_13-80Molly weiht uns ein in einige der Rituale – so darf zum Beispiel kein Außenstehender in den Inn-eigenen Halls zu Mittag essen. Dies wird besonders deutlich, wenn man durch die Chancery Lane am Gerichtsgebäude vorbei in die Gegend von The Temple kommt, wo gleich zwei Inns ihren Sitz haben. Wer “Sakrileg” (“The Da Vinci Code”) von Dan Brown gelesen hat, dem kann ich nur bestätigen, dass seine Ortskenntnisse perfekt sind. Zwar konnte ich die kleine Temple Church nicht betreten, aber das Drumherum, die kleinen Häuser mit den hohen Decken, die verschiedenen privaten Innenhöfe und die hinter den Fenstern hell erleuchtete (aber für Otto Normal gesperrte) Hall wirken schon einschüchternd.

Abschließend habe ich meine Kamera ins Hotel verfrachtet und bin dann noch in die Royal Courts of Justice gegangen, wo man tatsächlich (wenn man sich traut) an einer aktuellen Gerichtsverhandlung teilnehmen kann. Zugegeben, ich bin nicht sonderlich mutig und daher in eine Anhörung geplatzt, aber das Gebäude an sich ist schon einen ausgiebigen Besuch wert. Die ausgestellten Richteroben der verschiedenen Epochen schinden Eindruck und betonen noch einmal die traditionsreiche Geschichte des englisches Rechtswesens. Leider kann ich hier keine Fotos beisteuern, um meine Erzählungen zu unterstützen, denn Fotoapparate sind im Old Bailey streng verboten. Und ein Foto-Handy habe ich noch nicht (denn das hätte ich mit reinnehmen dürfen in die altehrwürdige, einschüchternde Eingangshalle).